Seit bald drei Jahren beschäftigen wir uns im wohnlabor mit der Diskursförderung rund um das Thema Wohnen, sowie dem Erforschen bestehender und entstehender gemeinschaftlicher Wohnprojekte. Von der Recherche inspiriert, ist die Idee eines gemeinsamen Wohnprojektes für Anna Jäger und Rebekka Hirschberg immer mehr in den Vordergrund gerückt. Auf der Suche nach dem eigenen zukünftigen Wohn- und Lebensraum in Wien zog der Baugruppen-Wettbewerb des des wohnfonds_wien um das Grundstück Hütteldorferstraße 273 / Felbigergasse 102 das Interesse auf sich. Getragen von dem Wunsch, selbst kreative Modelle für das künftige Zusammenleben zu entwickeln, haben sich Anna Jäger und Rebekka Hirschberg an alle Wiener*innen im Freundes- und Bekanntenkreis gewandt und sie eingeladen, gemeinsam an einem Tisch Platz zu nehmen. Kurzerhand wurde von allen Interessierten eine Baugruppe gegründet und der Verein zwischendrin ins Leben gerufen. Ende Jänner 2020 starteten Anna Jäger und Rebekka Hirschberg, begleitet von wohnlabor-Gruppendynamiker Aaron Scheer mit dem Verein zwischendrin in die Workshop-Phase.
Gemeinsames visionieren am ersten Workshop-Tag
Organigramm zur geplanten Projektorganisation
In drei intensiven, sonntäglichen Workshops trafen wir uns, um mit verschiedenen Methoden – Zeichnen unserer Zukunftsvisionen, Redestabrunden, geleiteten Diskussionen, Clustern von Begriffen – gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie wir Wohn- und Lebensräume schaffen können, die uns als Individuen entsprechen, und gleichzeitig einen Mehrwert für die Gemeinschaft und das Quartier bieten.
Die Ergebnisse der Workshop bildeten die Basis für das Konzept zwischendrin, welches Lockdown-bedingt von Anna Jäger und Rebekka Hirschberg gemeinsam mit Eva Herunter und Klara Jörg vom Verein zwischendrin ausgearbeitet wurde. Wie der Name schon andeutet, geht es in unserem Konzept um das Zwischendrin. Wohnen soll flexibel, teilbar und erweiterbar sein. Dafür braucht es Zwischenräume – zwischen Wohnungen, sowie zwischen Haus und Stadt – als wandelbares Instrument für die Nichtplanbarkeit des Lebens. Eine kollektive Nutzung im Erdgeschoß lässt Begegnungsräume zwischen Haus und Nachbarschaft entstehen: Orte wie Gemeinschaftsküchen, Ateliers oder Werkstätten, die Wohn- und Stadtraum zugleich sind. Zwischen den Kleinwohnungen gibt es Möglichkeitsräume, die über die Jahre durch unterschiedliche Nutzungen belegt werden können – ein Büro wird irgendwann zum Kinderzimmer oder gemeinsamen Yogaraum verwandelt. Zwischenräume solcher Art im Wohnbau ermöglichen, die Lebensentwürfe des Einzelnen in Einklang mit der Gemeinschaft zu bringen. Durch das Ausverhandeln und Selbstverwalten von Räumen, sowie das Teilen von Aktivitäten entstehen neue Formen der Zwischenmenschlichkeit zu Hause, die in die Nachbarschaft getragen werden.
Auch wenn unser Wohnprojekt zwischendrin leider nicht für die zweite Runde ausgewählt wurde, der Verein Zwischendrin und seine Ideen bestehen weiterhin. Umso mehr freut es uns, dass das Projekt von der wirtschaftsagentur wien im Rahmen des Wettbewerbs “Creatives for Vienna” prämiert wurde.
Gemeinschaftsraum im Erdgeschoß
WETTBEWERBSBEITRAG WOHNPROJEKT ZWISCHENDRIN
Kooperation: «Verein zwischendrin» + wohnlabor
Projektteam: Eva Herunter, Rebekka Hirschberg, Anna Jäger, Klara Jörg
Prämiert für Creatives for Vienna 2020 durch die wirtschaftsagentur wien.